... wie Mann eine Frau liebt

Wie du deine Frau liebst....
Er betrat den Shakti-Tempel. Drin war eine Priesterin, die Tee trank. Sie blickte erwartungsvoll zu ihm auf, als er eintrat.
Er setzte sich hin und nahm die Teetasse, die sie ihm übergab: "Was führt dich hierher, liebe Seele?", fragt sie.
Mit
einem tiefen Seufzer sagte er: "Ich brauche etwas Zeit mit einer
tantrischen Priesterin. Meine Frau und ich....es ist vorbei...wir lieben
einander, aber der Funke ist erloschen...du weißt schon, wie es
ist...."
"Mein Lieber", antwortete sie, "ich kann dir natürlich
eine Priesterin bringen, die in der Kunst ausgebildet ist und dich in
Glückseligkeit massieren kann. Aber lass mich dir sagen, im Herzen
unterscheidet sich deine Frau nicht von einer Priesterin."
Er
lachte und stotterte. "Weißt du, wie viele Jahre es her ist, dass wir
irgendeine Leidenschaft hatten?" während er mit den Augen rollte.
"Möchtest du wissen, warum?", sagte sie und füllte seine Teetasse mit der dicken dunklen Flüssigkeit auf.
"Will
ich wissen, warum?", fragte er, fast überrascht. Das war eine
Situation, die er einfach akzeptierte. Schließlich waren die meisten
Frauen seiner Freunde die gleichen. Er hat sich nie gefragt, ob es einen
Grund gibt. Frauen waren Frauen. Priesterinnen waren Priesterinnen.....
"Shakti", sagte sie, "Es geht um ihre Shakti".
"Ihre was?"
Es
ist die Essenz der Lebenskraft, die durch eine Person oder durch
irgendeine lebende Sache, aber vor allem durch den Körper einer Frau
läuft." Die Priesterin begann zu erklären.
"Als du deine Frau
getroffen hast, war es ihre Shakti, die dich so angezogen hat....
erinnerst du dich an deine erste Begegnung?"
Hmmm", seine Augen rollten zurück, als ob sie einen langen Weg zurück in seine inneren Aufzeichnungen schauen würden.
"Ja,
sie tanzte, und ihre Hüften schwangen so sanft. Sie trug dieses
wunderschöne Kleid mit roten Rosen darauf und ihre Haare fielen über
ihren Rücken."
"Genau... ihre Shakti. Es war ihre Energie, die du
in ihren Hüften und Haaren gesehen hast, und ihre strahlende Schönheit.
Es war sogar ihre Energie, die sie dazu brachte, dieses Kleid als
Ausdruck ihrer Essenz in dieser Nacht zu wählen".
"Also, was ist
damit passiert?" fragte er und versuchte sich zu erinnern, wann er sie
das letzte Mal gesehen hatte, als sie sich bemühte, etwas annähernd so
Schönes zu tragen.
"Du hast dich entschieden, ihre Shakti zu
besitzen", sagte die Priesterin, "und wenn Shakti besessen wird, beginnt
sie zu sterben."
"Was?! Du meinst, sie heiraten?"
"Die
Ehe ist nicht das Problem. Es ist die Einstellung, die die Gesellschaft
einem beibringt, in der Ehe zu haben, die das Problem ist. Dir wurde
beigebracht, dass sie dir gehört, und von diesem Moment an begann ihre
Shakti langsam zu sterben."
"Versuchst du zu sagen, dass der Mangel
an Ausstrahlung und Sexualität meiner Frau meine Schuld ist?", fragte
er, schon ein wenig erhitzt.
"Nicht genau deine, sondern die der
Gesellschaft. Niemand hat dir beigebracht, wie man die Shakti deiner
Frau nährt. Stattdessen haben sie dir das Besitzen beigebracht. Du
wurdest von einem schönen wilden Vogel angezogen, hast ihn in einen
Käfig gesteckt und dich dann gefragt, warum alle Federn zu welken
begannen und herausfallen. Irgendwann hast du einen traurigen Vogel ohne
Lied und ohne Glanz. Du bist heute in der Hoffnung gekommen, Zeit mit
einem freien Vogel zu verbringen...."
"Wie kann man also seine
Frau schön halten? Willst du damit sagen, dass ich sie einfach frei
herumlaufen lassen soll, als wäre sie nicht verheiratet? Sie hätte
genauso gut Single bleiben können..." Er versuchte herauszufinden, was
die Priesterin vorschlug.
"Es gibt zwei Alternativen. Eine davon
ist natürlich, sie in der Wildnis frei zu lassen, aber die andere
Möglichkeit, die du nicht in Betracht gezogen hast, ist zu entdecken,
welche Bedingungen DU schaffen kannst, damit sie noch mehr glänzt.
Außerdem kannst du sie noch sicherer halten, als sie es in der Natur
wäre. Im Grunde genommen, wenn du eine bessere Arbeit leisten kannst,
als es selbst Gott getan hätte, dann gibt es jeden Grund, warum sie
lieber in deiner Obhut sein würde als in der Wildnis!"
Es machte Sinn.
"Shakti
möchte nicht besessen sein, dazu wurde sie nicht gemacht.. Das bringt
sie um. Sieh dir an, was passiert, wenn der Mensch denkt, dass ihm das
Land gehört.... er ruiniert es! Shakti will gesehen, gefühlt, geehrt,
verehrt, und beschützt werden. Nicht jemandes Eigentum sein"
"So
sahen die Schamanen die Natur an, nicht als Besitz, sondern als etwas
Heiliges, das sie zu beschützen hatten, sie trainierten ihre
Sensibilität ihr gegenüber....jede Windböe, die sich ändernden Farben
der Blätter... Sie konnten den Regen in der Luft vor dem Sturm riechen
und ein Erdbeben spüren, Tage bevor es kam.
So kann man seine
Frau lieben. Jeden Tag musst du sie wie eine neue Landschaft erkunden.
Spüren jede Nuance, jede subtile Stimmungsänderung an ihr. Beachte ihren
Geruch, die Flexibilität ihrer Gelenke, die Geschwindigkeit ihres
Atems. Und dann bemerke deine Wirkung auf sie. Wenn du ihre Haut leicht
streichelst, wie verändert sich ihre Atmung? ihr Herzschlag? Das
Erweitern ihrer Pupillen? Wenn du ihren Körper berührst, berühre ihre
Energie, ihre Essenz, ihre Seele.....
Sie ist deine heilige
Landschaft. Ihre Lebendigkeit hängt davon ab, wie du sie hegst und
pflegst. Eigentum zerstört sie....Pflegen nährt sie.
Es gibt
subtile Ströme der Lebenskraft, die sich jeden Moment durch sie bewegen,
besonders als Reaktion auf dich. Wenn du sie fühlst, werden sie
intensiver. Wenn du sie ignorierst, werden sie verblassen. Denn das
Bewusstsein ist der Grund ihres Seins. Dies ist der Tanz von Shiva und
Shakti - Bewusstsein und Energie.
Wenn du dich um diese Ströme
kümmerst, sie mit deinem Herzen anbetest, in einem Zustand der Ehrfurcht
bleibst und dich über den Atem wunderst, der sich in ihr bewegt, dann
wird sie alles in deinem Leben in einen Orgasmus und damit in einen
höheren Seinszustand verwandeln. Sie ist das Vehikel, und ihr könnt
diese Alchemie gemeinsam erschaffen.
Verehre ihren Atems, liebe Seele. Verehre jeden Atemzug wie das Wunder des Lebens, das es ist.
Es geht nicht darum, was du tust. Keine Technik. Sie will nicht gemacht werden. Sie will gefühlt werden.
Nur
dein Ego möchte wissen, was zu tun ist. Deine wahre Natur ist das Sein.
Deine wahre Natur ist reines Bewusstsein. Wenn du darin ruhst, dann
gibt es so viel Raum für Shakti, um zu leuchten, zu tanzen, zu leben.
Wenn
du nicht mit deinem eigenen Leben, deinen eigenen Gefühlen, deinem
eigenen Atem.... präsent bist, dann gibt es auf Himmel und Erde keinen
Weg, wie du mit ihrem präsent sein kannst. Wenn man in einer Wolke aus
Stress herumläuft, gibt es überhaupt keinen Raum. Keine Präsenz. Keine
Shakti. Sie wird sich zusammenziehen.
Hör zu: Wenn der Raum, den
du ihr anbietest, winzig ist, wird sie sich zusammenziehen. Wenn du dein
Bewusstsein erweiterst, wird sie sich ausdehnen. Hast du verstanden?
Eine
Frau, die sich einem nicht präsenten Mann hingibt, ist dazu bestimmt,
zu verwelken und zu schrumpfen, wenn sie sich nicht befreit."
Das
ist viel, also hält sie inne, um mehr heißes Wasser in die Teekanne aus
dem Wasserkocher neben ihr zu geben. Er beobachtet, wie sie den Tee in
der Kanne wirbelt, fast so, als ob sie damit Musik macht. Sie sieht
nicht so aus, als würde sie nur Tee kochen, sondern eine Art Zeremonie
durchführen. Schließlich hebt sie die Kanne hoch in die Luft und sie
beobachten einen Strom von Teekaskaden. Dann kippt sie es in jede der
winzigen Tassen. Er befindet sich fast in Trance und beobachtet nur.
"Mache
jeden Tag des Lebens heilig", sagt sie, als ob sie seine Gedanken lesen
würde, "vor allem, beobachte jeden Atemzug deiner Frau, als ob du ein
heiliges Wunder erlebst. Und in der Tat, das tust du."
Shashi Solluna
(Übersetzung: Goran Ivetic, dankeschön!)